Anstoß

Nachdenken ist Luxus. Das muss man sich leisten können. Diese Orientierungslosigkeit, von der keiner weiß, wie und ob sie endet. Dieses Gefühl, wenn die Gedanken immer wieder auf sich selbst zurückgeworfen werden, sich im Kreis drehen, bis einem schlecht wird von der eigenen Begrenzung. Besser: Wer beschäftigt ist, der schafft etwas. Leider. Falsch gedacht.

Es kommt nix Neues dabei herum, wenn man Gesagtes nachplappert, Verdautes wiederkäut, Erfolg kopiert oder schlechte Gewohnheiten wiederholt. Die größten Feinde der Kreativität sind der Autopilot, die Selbsttäuschung, der Herdentrieb, die Intellektuellenbremse. Diese Kollegen haben ihre Berechtigung, aber jeder zu seiner Zeit. Ich glaube, dass die meisten Antworten hinter diesen vier Fragen stecken:

  1. Worum geht’s hier eigentlich?

  2. Was macht es aus?

  3. Wo geht es hier geradeaus?

  4. Wann ist es gut genug?

Und jetzt zu den Förderern der Kreativität: Leerlauf, Gespräche, Hartnäckigkeit, Wohlbefinden. Sich Neues einfallen zu lassen, ist eine Kunst. Das Neue umzusetzen, ist anstrengend. An das Neue unbeirrt zu glauben, zeigt Charakterstärke.

Ideen passieren. Am Flipchart, auf dem Fahrrad, bei einem Getränk oder unter der Dusche. Und dann dümpeln sie oftmals im Sumpf der Ablenkung, Zerstreuung und Scheinbeschäftigung vor sich hin à la „jaja, müsste man mal machen…“ Denn die böse Stiefmutter jeder Idee ist die Lächerlichkeit, der böse Onkel das Scheitern. Also, gehen wir erst gar nicht hin zum Anstoß, sondern bleiben wie verängstigte Häschen in der Spielerkabine hocken. Ich frage mich, wie eine Fußball-WM aussehen würde, in der die Spieler Angst vor dem Verlieren hätten.

Yvonne Grünenwald