Misanthropie

Laut Duden steht Misanthropie 1. für Menschenhass und 2. für eine krankhafte Abneigung gegenüber anderen Menschen. Ob es sich bei Misanthropie um eine Denkweise oder schon um eine psychische Störung handelt, mag ich nicht beurteilen. Mich interessiert das Phänomen ...

Ich glaube, dass allen Misanthropen gemein ist, dass sie sich für verkannte Genies halten. Blöd ist nur, dass sie ihre Genialität keinem zeigen wollen, da sie dem Rest der Menschheit feindlich gegnüberstehen. Der Freund des Misanthropen ist der Sarkasmus, sein Spielverderber der Optimismus.

Der Misanthrop gehört zur Gattung der Exzentriker und ist nicht verwandt mit dem Nihilisten, sondern mit dem Perfektionisten. Misanthropen haben angeblich Ideale und ihre größte Hürde ist, dass sie nicht Fünfe gerade sein lassen können.

Misanthropen sind keine Fashion Victims und keine Trendsetter. Dafür bewahren sie das, was vergangen ist, weil sie im Jetzt niemanden mehr dafür anfeinden müssen. Das gibt ihnen ein bisschen Frieden in ihrem engen inneren Koordinaten-Korsett.

Andererseits: Wer immer nur alles durch die rosarote Brille sieht, nimmt meist zu schnell an, was er kriegt und nicht was er will, weil er nicht hinterfragt, was er sieht. Das Leben in der Praxis ist halbgares Mittelmaß oder „Mesoanthropie“.
 

Initialer Text: 03.01.2010
Überarbeitet: 24.04.2018

Yvonne Grünenwald